Samstag, 12. Juni 2010

Interview Ulrike Schweikert

Die Autorin Ulrike Schweikert, die einige sehr bekannte Bücher geschrieben hat, hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, einige Fragen zu beantworten. Hier sind die Fragen und ihre Antworten:

Ich habe schon oft gelesen, dass viele Autoren Angst vor den berühmten weißen Blatt haben, das den Beginn eines neuen Buches symbolisiert, zumindest meistens. Kennst Du diese Angst auch?
Angst vor dem weißen Blatt oder besser gesagt vor dem weißen Bildschirm habe ich nicht. Dennoch ist der Anfang nicht leicht. Vielleicht kennt ihr das, dass man, wenn man für eine Arbeit lernen muss erst einmal lauter Ausreden findet, was man unbedingt vorher noch tun muss, ehe man sich hinsetzt und wirklich zu lernen beginnt. So geht es mir bei einem neuen Buch auch. Ich schiebe es also meist ein paar Tage vor mir hier, bis ich dann wirklich die ersten Zeilen schreibe. Die ersten Tage geht es dann nicht so flüssig von der Hand und ich bastle oft lange an jedem einzelnen Satz, dabei schreibe ich das erste Kapitel oft ganz am Schluss noch einmal neu. Man braucht einfach eine Weile, um warm zu werden und in den Schreibfluss zu kommen. Wenn aber erst einmal die ersten fünfzig oder hundert Seiten stehen, dann läuft es.

Die meisten Deiner Bücher spielen in der Vergangenheit. Warum? Warum nicht in der Gegenwart, oder gar in der Zukunft?
Ich finde die Vergangenheit spannend. Es ist wie eine Reise in ein anderes Land. Alles sah anders aus, die Leute haben anders gelebt, sie mussten mit weniger Technik auskommen. Ich finde es einfach spannender, sich in etwas hineinzudenken, das man nicht kennt, und nicht nur die reale Umgebung widerzugeben.


Hättest Du denn Lust darauf, Bücher zu schreiben, die in der Gegenwart oder in der Zukunft spielen?
Nein, ich habe keine Lust, Bücher zu schreiben, die in der Zukunft spielen. Dann schon lieber reine Fantasy in einer selbst ausgedachten Welt. In der Gegenwart spielen die zwei Romane „Der Duft des Blutes“ und „Feuer der Rache“. Das sind moderne Krimis allerdings gemischt mit Fantasy, da die zweite Hautfigur, neben er ermittelnden Kommissarin, der Vampir Peter von Borgo ist.


Viele Deiner Bücher handeln von Vampire. Warum? Was findest Du so faszinierend an Vampiren?
Ich fand die strahlenden Märchenprinzen, die immer gut und edel sind schon immer ein wenig langweilig. Vampire locken mit ihrer dunklen, verbotenen Seite. Das Unbekannte reizt. Ich finde sie aufregend und erotisch. Und macht ein wenig Gefahr nicht alles noch ein wenig begehrlicher?

Wenn man einem aktuellen Trend in der Literaturwelt folgt, bekommen Kapitel keine Überschriften mehr. Warum hast Du trotzdem dazu entschieden, den Kapitel Überschriften zu geben?
Ich finde es ein wenig langweilig und einfallslos, die Kapitel nur noch zu nummerieren. Klar macht man es sich damit einfacher. Außerdem spielen meine Geschichten in vergangenen Zeiten. Auch meine verwendete Sprache ist bewusst ein wenig altertümlich.

In den bisherigen Bänden der „Erben der Nacht“ Reihe hat man noch nicht viel über den Londoner Vyrad Clan erfahren. Warum? Und wann werden sie das Rätsel um diesen Clan lösen?
Man durfte ja Malcolm schon recht gut kennenlernen, und seine Cousine Ireen spielte in Lycana eine unrühmliche Rolle. Mehr gibt es im letzten Band, der bei den Vyrad in London spielen wird.

In allen bisherigen Bänden der Reihe „Die Erben der Nacht“ spielte das Theater eine große Rolle. Warum? Und bist Du selbst auch ein Fan des Theaters?
Die Vampire gehen ins Theater, in die Oper, zu Bällen. Das waren zu dieser Zeit die gesellschaftlichen Ereignisse, als es noch keinen Fernseher und kein Kino gab. Es ist also mehr die Rolle, die das Theater im 19. Jahrhundert in der Gesellschaft spielte als meine persönliche Vorliebe, wobei ich gern Opern- oder Theateraufführungen besuche. Ich habe auch zwei meiner Romane, „Das Jahr der Verschwörer“ und „Die Tochter des Salzsieders“ dramatisiert, also in Theaterstücke umgeschrieben und war dabei, als sie einstudiert und uraufgeführt wurden.

Weißt Du schon genau, wie die Reihe enden wird? Wenn ja, kannst Du uns schon etwas verraten?
Ja, ich weiß, wie die Reihe endet, wenn ich auch noch nicht im Detail sagen kann, wie die Handlungsstränge verlaufen, bis sie dort alle zusammentreffen. Und nein, natürlich verrate ich noch nichts. Ich will Euch ja nicht die Spannung nehmen.

Hast Du schon Ideen für Bücher nach der Reihe? Wird es weitere Vampirbücher geben?
Ich bin mit verschiedenen Verlagen im Gespräch. Ich schreibe ja für Erwachsene und für Jugendliche, historische Romane und Fantasy. So wie sich der Trend abzeichnet, werden sich die Genres immer mehr vermischen. Im Grunde sind ja auch die Erben der Nacht historische und fantastische Romane. Ich werde sicher wieder Romane schreiben, in denen Vampire eine Rolle spielen, aber auch andere magische Wesen werden vorkommen. Das wird sich in den Verhandlungen klären, wenn ich verschiedene Exposés einreiche und bespreche, was die Verlage zuerst haben wollen.

Viele Leseratten, meiner Wenigkeit eingeschlossen, wollen gerne ein Buch schreiben. Was rätst Du diesen Schreibwütigen?
Ich will niemanden vom Schreiben abhalten. Ganz im Gegenteil, ich ermuntere Euch, fangt an und bleibt dran. Schreibt Eure Geschichte. Allerdings muss ich Euch auch sagen, dass die Chancen, dass Ihr jemals Euren Namen auf einem Buch in der Buchhandlung seht, sehr gering sind. Man muss viel Begeisterung mitbringen, hart an sich und seinem Text arbeiten und manches Mal viele Jahre Geduld beweisen und Enttäuschungen einstecken können, bis es dann vielleicht doch noch klappt. Aber nur sehr wenigen Autoren gelingt es, von ihren Geschichten zu leben. Man sagt, es sind in Deutschland nur 5 % derer, die Bücher veröffentlichen. Alle anderen müssen ihren Lebensunterhalt nebenher mit einem anderen Beruf verdienen.

Dein Abschlusskommentar?
Meine Vampire aus „Die Erben der Nacht“ sind mit inzwischen richtig ans Herz gewachsen, und es macht mir immer mehr Spaß, sie in ihre Abenteuer zu schicken. Nach dem letzten Band bin ich sicher erst einmal sehr traurig. Daher fange ich jetzt schon mal an zu überlegen, was Alisa, Ivy, Franz Leopold, Luciano und die anderen nach ihrer Zeit der Akademie noch erleben könnten.

Auch von hier noch einmal vielen Dank an Ulrike Schweikert!

11 Kommentare:

  1. Hallo Philipp, das sind sehr gut ausgewählte Fragen. Nicht das, was ich überall zu lesen bekomme. Ich glaube, so kommt es zumindest mir vor, das Frau Schweikert sich sehr wohl gefühlt hat. Tolle Fragen, perfekte Antworten.

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  2. @Karin: Danke... musste auch lange über die Fragen nachdenken - und die Antworten sind wirklich perfekt! :)

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  3. Tolles Interview! Ulrike Schweikert ist einfach eine tolle Autorin. Schade, dass du nicht mehr über den letzten Band rausbekommen hast, aber wahrscheinlich ist das auch besser so :D

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  4. Mir gefällt der Schreibstil von Ulrike Schweikert, auch die Charaktere und ihr Zusammenspiel gefallen.
    Der Tip kam ja von dir Philipp, deshalb danke ich dir noch mal. Gruß Reever

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  5. @Ines: Ulrike Schweikert ist wirklich eine tolle Autorin. Und ich will schon mehr wissen über das letzte Buch der Reihe, aber ich bin auch froh, wenn ich am Ende der Reihe sagen kann "Wow, zum Glück wusste ich nichts!" :D

    @Reever: Stimme dir vollkommen zu! Und kein Problem, freut mich, dass dir ihre Bücher gefallen!

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  6. sehr interessantes Interview, danke Phillip, da bekommt man wieder spannende Einblicke hinter die Kulissen.

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  7. Hallo Philipp,

    auch ich habe zu danken. Ich freue mich, dass unser Interview so gut ankommt.

    Herzliche Grüße

    Ulrike Schweikert

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  8. @Wortsplitter: Danke :) Freut mich, dass dir das Interview gefällt.

    @Ulrike Schweikert: Freut mich auch, dass unser Interview so gut ankommt. Vielen lieben Dank! :)

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  9. weiß einer von euch ob das jahr der vamalia nachgeholt wird

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  10. ich hoffe doch sehr...

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  11. nee ich hab bis jetzt alle Teile gelesen und das letzte Akademiejahr soll in London stadfinden aber wer weiß ob ulrike schweikert es doch nicht noch fortsetzt.
    Ich gehe davon aus das das letzte jahr das spannenste wird..

    lg Maha

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