Gefällt Ihnen das Wechsler-Buch oder das Zichroni-Buch besser?
Ich mag sie beide. Erzähltechnisch konnte ich mich im Wechsler-Strang natürlich mehr austoben, und die vielen Anleihen bei Techniken aus dem Film- und Serienumfeld, begeistern mich auch beim Lesen. Zichroni musste aus dramaturgischen Gründen erzähltechnisch eher konventionell bleiben, also chronologisch erzählen mit kaum einmal wechselndem Erzählstandpunkt. So kann er Ruhe ausstrahlen – hoffe ich jedenfalls – und aus dieser Ruhe heraus allerhand wirklich Ungeheuerliches erzählen… Ich finde also, dass jeder Strang einen eigenen Reiz hat. Und vergessen Sie nicht: Nur beide zusammen ergeben das Buch.
Ich mag sie beide. Erzähltechnisch konnte ich mich im Wechsler-Strang natürlich mehr austoben, und die vielen Anleihen bei Techniken aus dem Film- und Serienumfeld, begeistern mich auch beim Lesen. Zichroni musste aus dramaturgischen Gründen erzähltechnisch eher konventionell bleiben, also chronologisch erzählen mit kaum einmal wechselndem Erzählstandpunkt. So kann er Ruhe ausstrahlen – hoffe ich jedenfalls – und aus dieser Ruhe heraus allerhand wirklich Ungeheuerliches erzählen… Ich finde also, dass jeder Strang einen eigenen Reiz hat. Und vergessen Sie nicht: Nur beide zusammen ergeben das Buch.
Als meine Mutter sah, dass das Buch zwei Seiten hat, musste sie lachen und hat gefragt: „Was für ein bekloppter Autor kommt denn auf so eine Idee?“ Hören Sie oft so etwas?
Nein. Wahrscheinlich, weil es sich doch schnell mitteilt, dass die äußere Form einen Sinn hat und nicht einfach nur Spielerei ist. In letzter Zeit höre ich hingegen gelegentlich, das sei ja nun wirklich nichts Neues. Das behaupte ich auch nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn ein anderer Autor irgendwo auf der Welt schon einmal eine ähnliche Idee gehabt hätte. Wenn es so ist, bin ich froh, nichts davon gewusst zu haben. So konnte ich dieses Buch so gestalten, wie es mir vorschwebte, wie es die Geschichten, die ich erzähle, von mir wollten.
Nein. Wahrscheinlich, weil es sich doch schnell mitteilt, dass die äußere Form einen Sinn hat und nicht einfach nur Spielerei ist. In letzter Zeit höre ich hingegen gelegentlich, das sei ja nun wirklich nichts Neues. Das behaupte ich auch nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn ein anderer Autor irgendwo auf der Welt schon einmal eine ähnliche Idee gehabt hätte. Wenn es so ist, bin ich froh, nichts davon gewusst zu haben. So konnte ich dieses Buch so gestalten, wie es mir vorschwebte, wie es die Geschichten, die ich erzähle, von mir wollten.
Hat der Titel „Die Leinwand“ etwas mit dem Roman (der ja auch erwähnt wird) „The Picture of Dorian Gray“ zu tun, bezieht er sich auf diesen Roman? Und wenn ja, warum? Frage von Claudia Marina Jadownicki
»Dorian Gray« ist, wie Amnon Zichroni es erzählt, ein »Roman, in dem der Dolchstoß ins Herz eines Bildnisses den Menschen tötet, den das Bild zeigt.« Identität ist das Bildnis, das wir uns und anderen von uns machen. Versucht jemand, diese »Leinwand unseres Selbstbildes« zu zerstören, trifft es uns. Der Dolch durchstößt »nur« eine Leinwand und wird dennoch blutig dabei…
»Dorian Gray« ist, wie Amnon Zichroni es erzählt, ein »Roman, in dem der Dolchstoß ins Herz eines Bildnisses den Menschen tötet, den das Bild zeigt.« Identität ist das Bildnis, das wir uns und anderen von uns machen. Versucht jemand, diese »Leinwand unseres Selbstbildes« zu zerstören, trifft es uns. Der Dolch durchstößt »nur« eine Leinwand und wird dennoch blutig dabei…
Werden Sie auch im Supermarkt auf Ihr Buch angesprochen?
Nein. Dichter sind (hierzulande / heutzutage / glücklicherweise) keine Popstars, und das ist auch gut so.
Nein. Dichter sind (hierzulande / heutzutage / glücklicherweise) keine Popstars, und das ist auch gut so.
Wird es weitere Bücher von Ihnen geben?
Das liegt nicht nur in meiner Hand. Aber ich habe im Moment mindestens noch zwei Romanvorhaben, die ich unbedingt umsetzen möchte. Eines davon macht schon gute Fortschritte, und ich glaube, behaupten zu dürfen: Das wird ein ziemlich aufregendes Buch.
Das liegt nicht nur in meiner Hand. Aber ich habe im Moment mindestens noch zwei Romanvorhaben, die ich unbedingt umsetzen möchte. Eines davon macht schon gute Fortschritte, und ich glaube, behaupten zu dürfen: Das wird ein ziemlich aufregendes Buch.
Auch von hier noch einmal vielen Dank an Benjamin Stein!
Zu "In letzter Zeit höre ich hingegen gelegentlich, das sei ja nun wirklich nichts Neues."
AntwortenLöschenSoll so ein Kommentar als negative Kritik verstanden werden? Wenn ja, dann hat diese Kritk für mich keinerlei Aussagewert.
Eine neue Vorgehensweise muss nicht automatisch bedeuten, dass das Geschriebene auch gut ist. Was nützt eine originelle Form, wenn die Handlung selbst Unsinn ist?
Andersherum können Bücher, die nach altbekannter Art geschrieben wurden, durchaus aus der Masse herausstechen. Auf den Inhalt und die Umsetzung der Thematik kommt es an und wenn die Form dabei unterstützend wirkt, ist es mir persönlich vollkommen egal, ob es schon 100 andere Bücher gibt, die in ähnlicher Form geschrieben wurden.
Für mich ist jedes Buch bzw. jeder Roman ein eigenständiges Werk und als solches bewerte ich es auch. Neue Ideen sind manchmal erfrischend anders, allerdings nicht immer ein Qualitätsmerkmal.
Lg, Ada
Sehr interessantes Interview!
AntwortenLöschenlg
glueckspilz82[t]gmx.de
Schon die Besprechungen und das Interview auf lovelyboosk hatten mich neugierig gemacht und das Werk auf meinen ohnehin schon viel zu langen Wunschzettel wandern lassen, wo es jetzt einen der ersten Plätze einnimmt.
AntwortenLöschenDenn mein Leserherz wünscht sich mal wieder solche anderen Formen, Gestaltungen, äußere Zeichen einer innerlich auch nicht immer stringent ablaufenden Geschichte... (daher ist auch Reif Larsens "Die Karte meiner Träume" ganz bald angesagt) dies bringt "Die Leinwand" - zumindest in meiner Vorstellung - zum Ausdruck. Auch der Inhalt reizt nach schon lange andauernder Beschäftigung mit dem Thema Judentum, Israel, Geschichte, Holocaust... schon komisch, wie einen ein Thema immer wieder einholen kann. Die psychologische Komponente des Gedächtnisverlustes erhöht den Reiz noch zusätzlich...
Daher würde ich mich über erneutes Losglück natürlich sehr freuen!
Ein Dankeschön an Philipp für das Interview, dein Engagement und deine Mühe!
Und natürlich an einen interessanten Autoren, der seinen Lesern/potentiellen Lesern Rede und Antwort steht!
In letzter Zeit höre ich immer wieder von diesem Buch. Und deine Rezension und das Interview haben mich nun total neugierig gemacht. Ich habe es aber noch immer nicht ganz begriffen. Kann man das Buch sowohl von vorne als auch von hinten lesen? Wo soll man dann beginnen? Und was ist das mit den zwei Seiten? Wo finden diese Platz???! Schon alleine um alle meine Fragen zu beantworten würde ich unheimlich gerne dieses Buch gewinnen. Und da ich jetzt auch noch auf "Buch-kauf-Diät" bin darf ich nichts kaufen sondern nur gewinnen ;)
AntwortenLöschenDanke für deine vielen tollen Interviews und Einträge! Jedes mal wenn ich hier bin, entdecke ich etwas neues :)